FORM 1 FOTOGRAFISCHES ARCHIV
In der vorliegenden Arbeit wird das Prinzip »Archiv« verwendet, um mit dem vorhandenen, vorwiegend unbewusst entstandenen Verhältnis von Erinnern und Vergessen zu brechen und durch das Sammeln und Aufbereiten ein eigenes, bewusstes Verhältnis zu Stationen meiner Biografie zu schaffen. Dazu wird eine fotografische Sammlung der drei Wohnorte erstellt, zu welchen mir die Erinnerung ganz oder fast ganz fehlt. Durch das Aufsuchen der Orte meiner frühen Kindheit und die visuelle Dokumentation von Erinnertem, sowie der in der Zwischenzeit gewachsenen Fremde, wird ein zeitlich und geografisch verorteter Zugang zur eigenen Biografie hergestellt.
Die fotografische Dokumentation wurde jeweils in analoger Fotografie (Nikon FM2, 50mm) umgesetzt. Die Wahl des analogen Mediums fungierte dabei einerseits als Werkzeug der Begrenzung und Priorisierung des bildnerischen Blickes. Gleichzeitig steht der Gedanke des Greifbar–machens eines ungreifbaren Themas (Erinnerung) im Hintergrund. Die Geste des Sammelns ist für mich im Fotografieren verankert und knüpft an an eine bis heute im Analogen verbreitete Erinnerungskultur.
FORM 2 GRAFISCHE UMSETZUNG
Für den öffentlichen Raum werden Bilder aus dem fotografischen Archiv geschöpft und mit Statements, Fragen und inhaltlichen Impulsen in Poster verarbeitet. Sie dienen als Ausgangspunkt des Reflektierens, als Brückenschlag zwischen meiner eigenen Erfahrung und der mir fremder Menschen. Die aus ihrem Kontext gelösten Fotografien bilden durch die Entkoppelung von meiner Erinnerung in ihren Motiven eine Banalität ab, die in der Lebensrealität vieler Menschen verortet werden kann. So können trotz des komplexen darunterliegenden Themas ganz verschiedene Menschen assoziativ angesprochen werden, die sich — vielleicht auch unterbewusst durch die »innere Archivar*in« in der Bildwelt wiederfinden. Bei den hier abgebildeten Versionen handelt es sich um Entwürfe, die unter anderem mit kleineren Themenimpulsen gespickt weiterentwickelt werden sollen. Die grafischen Arbeiten dienen außerdem als »Kollektor« für den Social Space und werden vor dessen Stattfinden im öffentlichen Stadtraum platziert.
Die Wahl der digital verfassten Handschrift bildet die komplexe Verquickung zwischen persönlicher und gesellschaftlicher Dimension des Themas ab. Das persönliche Gestaltungsmittel der Handschrift lässt im »kühlen« digitalen Raum aus Vektoren entstehen, was sonst nur in privatem (Gedanken–)Raum Platz findet. Ein Zusammenspiel aus persönlichem, organischem Ausdruck und der gleichmäßigen Norm der Vektoren, eine Wechselwirkung der Strukturen. Gleichzeitig wird durch die Wahl der englischen Sprache, die als Weltsprache fungiert, einerseits eine Distanz zu meiner Person geschaffen. Andererseits erhalten die Aussagen damit einen breiter angelegten Zugang. Das gewählte Typeface Acumin Variable Concept steht in seiner simplen, unaufgeregten Klarheit für einen Gegenpol zu dem aufwühlenden und emotionalen Thema. Die Variable Font gibt dabei die Möglichkeit, das Gewicht der Schrift dem facettenreichen Inhalt genau anzupassen. Unterstützt wird der Zugang durch ein von klarem Weißraum durchzogenes Layout, welches den Inhalten ihre Eigendynamik zuspricht und dem Satzbild im Spiel von harten Kanten und zarter Leichtigkeit eine luftige und dennoch bestimmte Dynamik verleiht.
FORM 3 SOCIAL SPACE
Um die geöffneten Themenfeldern inhaltlich und formal abzuschließen, führe ich die einzelnen Teile des Projekts mit dem Social Space in einen erfahrbaren Raum zusammen. Hier soll das Herausarbeiten meiner eigenen Erfahrung (durch das fotografische Archiv) und das Anregen dieses Prozesses in anderen (durch die grafische Verarbeitung) zusammenwirken, um tatsächliche menschliche Verbindung erlebbar zu machen. Es soll ein Raum entstehen, der, angeregt durch Assoziationen, die intuitive Arbeit mit Erinnerungen, Gedanken, Geschichten und Fragen ermöglicht, um so über den Austausch eigener Erfahrungen und Bedürfnisse die Möglichkeit zu schaffen, eine grundmenschliche Verbundenheit zu spüren. Dabei sollen im Projekt erarbeitete Fotografien und Texte als statische Formate ebenso eingesetzt werden wie bewegte Formate, Audio und Video.
Es ist ein experimenteller Raum, für den verschiedene Formen der Umsetzung möglich sind. Grundsatz ist ein Wechselspiel aus Reflektieren und Kommunizieren, welches einen organischen, lebendigen Austausch entstehen lässt, der Raum für Gefühle gibt und dadurch wächst. Eine Möglichkeit der digitalen Umsetzung ist die Nutzung einer Personal–Messenger–App. Die Plattform bietet die Möglichkeit, einer bestimmten Gruppe Zugang zu Informationen zu geben, die ich als Autor der Gruppe versende. Alternativ kann ein Link zur Gruppe erstellt werden, der öffentlich, zum Beispiel über Plakate und Zine, zugänglich ist und somit für Jede*n offen ist. Hier besteht die Möglichkeit, im digitalen Raum gezielt Interaktion zuzulassen oder das Teilnehmen an der Gruppe auf das Erhalten und Lesen der Inhalte zu beschränken. So kann zwischen einem aktiven Interaktionsmodus und einem eher passiven »Lesemodus« gewechselt werden. Die Teilnehmenden der Gruppe werden somit an bestimmten Stellen aktiv dazu eingeladen, zu interagieren, eigene Inhalte beizutragen und über vorhandene Inhalte in Austausch zu treten. Neben meinen eigenen Inhalten möchte ich für den Social Space Expert*innen auf dem Gebiet der Aufarbeitung einladen, über eigene Erfahrungen zu berichten und damit Therapie– und Biografiearbeit zugänglich zu machen. Dabei soll es sich um das Feld der Psychotherapie genauso wie das der sozialen Arbeit handeln, um verschiedene Bereiche der Unterstützung für schwere Lebensphasen ins Bewusstsein zu rufen. Dennoch soll der Schwerpunkt des Raumes kein How–to sein, kein Ratgeber, sondern im Gegenteil: Das Social Laboratory soll in seiner Existenz eine Frage stellen, ein Raum des Zuhörens sein, der es erlaubt, zu bewegen und sich bewegen zu lassen. Sodass gemeinsames Erinnern und Verarbeiten sinn–, identitäts– und gemeinschaftsstiftend sein kann; es kann der persönlichen Geschichtsschreibung, dem Ausbauen einer gemeinsamen Identität und einer Erinnerungskultur dienen. Kurz gesagt: Dem Bedürfnis, etwas zu teilen und festzuhalten, bevor wir weitergehen.
FORM 1 FOTOGRAFISCHES ARCHIV
In der vorliegenden Arbeit wird das Prinzip »Archiv« verwendet, um mit dem vorhandenen, vorwiegend unbewusst entstandenen Verhältnis von Erinnern und Vergessen zu brechen und durch das Sammeln und Aufbereiten ein eigenes, bewusstes Verhältnis zu Stationen meiner Biografie zu schaffen. Dazu wird eine fotografische Sammlung der drei Wohnorte erstellt, zu welchen mir die Erinnerung ganz oder fast ganz fehlt. Durch das Aufsuchen der Orte meiner frühen Kindheit und die visuelle Dokumentation von Erinnertem, sowie der in der Zwischenzeit gewachsenen Fremde, wird ein zeitlich und geografisch verorteter Zugang zur eigenen Biografie hergestellt.
Die fotografische Dokumentation wurde jeweils in analoger Fotografie (Nikon FM2, 50mm) umgesetzt. Die Wahl des analogen Mediums fungierte dabei einerseits als Werkzeug der Begrenzung und Priorisierung des bildnerischen Blickes. Gleichzeitig steht der Gedanke des Greifbar–machens eines ungreifbaren Themas (Erinnerung) im Hintergrund. Die Geste des Sammelns ist für mich im Fotografieren verankert und knüpft an an eine bis heute im Analogen verbreitete Erinnerungskultur.
FORM 2 GRAFISCHE UMSETZUNG
Für den öffentlichen Raum werden Bilder aus dem fotografischen Archiv geschöpft und mit Statements, Fragen und inhaltlichen Impulsen in Poster verarbeitet. Sie dienen als Ausgangspunkt des Reflektierens, als Brückenschlag zwischen meiner eigenen Erfahrung und der mir fremder Menschen. Die aus ihrem Kontext gelösten Fotografien bilden durch die Entkoppelung von meiner Erinnerung in ihren Motiven eine Banalität ab, die in der Lebensrealität vieler Menschen verortet werden kann. So können trotz des komplexen darunterliegenden Themas ganz verschiedene Menschen assoziativ angesprochen werden, die sich — vielleicht auch unterbewusst durch die »innere Archivar*in« in der Bildwelt wiederfinden. Bei den hier abgebildeten Versionen handelt es sich um Entwürfe, die unter anderem mit kleineren Themenimpulsen gespickt weiterentwickelt werden sollen. Die grafischen Arbeiten dienen außerdem als »Kollektor« für den Social Space und werden vor dessen Stattfinden im öffentlichen Stadtraum platziert.
Die Wahl der digital verfassten Handschrift bildet die komplexe Verquickung zwischen persönlicher und gesellschaftlicher Dimension des Themas ab. Das persönliche Gestaltungsmittel der Handschrift lässt im »kühlen« digitalen Raum aus Vektoren entstehen, was sonst nur in privatem (Gedanken–)Raum Platz findet. Ein Zusammenspiel aus persönlichem, organischem Ausdruck und der gleichmäßigen Norm der Vektoren, eine Wechselwirkung der Strukturen. Gleichzeitig wird durch die Wahl der englischen Sprache, die als Weltsprache fungiert, einerseits eine Distanz zu meiner Person geschaffen. Andererseits erhalten die Aussagen damit einen breiter angelegten Zugang. Das gewählte Typeface Acumin Variable Concept steht in seiner simplen, unaufgeregten Klarheit für einen Gegenpol zu dem aufwühlenden und emotionalen Thema. Die Variable Font gibt dabei die Möglichkeit, das Gewicht der Schrift dem facettenreichen Inhalt genau anzupassen. Unterstützt wird der Zugang durch ein von klarem Weißraum durchzogenes Layout, welches den Inhalten ihre Eigendynamik zuspricht und dem Satzbild im Spiel von harten Kanten und zarter Leichtigkeit eine luftige und dennoch bestimmte Dynamik verleiht.
FORM 3 SOCIAL SPACE
Um die geöffneten Themenfeldern inhaltlich und formal abzuschließen, führe ich die einzelnen Teile des Projekts mit dem Social Space in einen erfahrbaren Raum zusammen. Hier soll das Herausarbeiten meiner eigenen Erfahrung (durch das fotografische Archiv) und das Anregen dieses Prozesses in anderen (durch die grafische Verarbeitung) zusammenwirken, um tatsächliche menschliche Verbindung erlebbar zu machen. Es soll ein Raum entstehen, der, angeregt durch Assoziationen, die intuitive Arbeit mit Erinnerungen, Gedanken, Geschichten und Fragen ermöglicht, um so über den Austausch eigener Erfahrungen und Bedürfnisse die Möglichkeit zu schaffen, eine grundmenschliche Verbundenheit zu spüren. Dabei sollen im Projekt erarbeitete Fotografien und Texte als statische Formate ebenso eingesetzt werden wie bewegte Formate, Audio und Video.
Es ist ein experimenteller Raum, für den verschiedene Formen der Umsetzung möglich sind. Grundsatz ist ein Wechselspiel aus Reflektieren und Kommunizieren, welches einen organischen, lebendigen Austausch entstehen lässt, der Raum für Gefühle gibt und dadurch wächst. Eine Möglichkeit der digitalen Umsetzung ist die Nutzung einer Personal–Messenger–App. Die Plattform bietet die Möglichkeit, einer bestimmten Gruppe Zugang zu Informationen zu geben, die ich als Autor der Gruppe versende. Alternativ kann ein Link zur Gruppe erstellt werden, der öffentlich, zum Beispiel über Plakate und Zine, zugänglich ist und somit für Jede*n offen ist. Hier besteht die Möglichkeit, im digitalen Raum gezielt Interaktion zuzulassen oder das Teilnehmen an der Gruppe auf das Erhalten und Lesen der Inhalte zu beschränken. So kann zwischen einem aktiven Interaktionsmodus und einem eher passiven »Lesemodus« gewechselt werden. Die Teilnehmenden der Gruppe werden somit an bestimmten Stellen aktiv dazu eingeladen, zu interagieren, eigene Inhalte beizutragen und über vorhandene Inhalte in Austausch zu treten. Neben meinen eigenen Inhalten möchte ich für den Social Space Expert*innen auf dem Gebiet der Aufarbeitung einladen, über eigene Erfahrungen zu berichten und damit Therapie– und Biografiearbeit zugänglich zu machen. Dabei soll es sich um das Feld der Psychotherapie genauso wie das der sozialen Arbeit handeln, um verschiedene Bereiche der Unterstützung für schwere Lebensphasen ins Bewusstsein zu rufen. Dennoch soll der Schwerpunkt des Raumes kein How–to sein, kein Ratgeber, sondern im Gegenteil: Das Social Laboratory soll in seiner Existenz eine Frage stellen, ein Raum des Zuhörens sein, der es erlaubt, zu bewegen und sich bewegen zu lassen. Sodass gemeinsames Erinnern und Verarbeiten sinn–, identitäts– und gemeinschaftsstiftend sein kann; es kann der persönlichen Geschichtsschreibung, dem Ausbauen einer gemeinsamen Identität und einer Erinnerungskultur dienen. Kurz gesagt: Dem Bedürfnis, etwas zu teilen und festzuhalten, bevor wir weitergehen.